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Porträts aus dem Exil – 40 Jahre „Apoziţia“

Der Bildhauer Alexander Pana, ein großer rumänischer Patriot aus München


Er läßt sich in München nieder – damals jedoch ein mittelloses München, voller Ruinen, mit einer Bevölkerung, die sich um das tägliche Brot sorgte Hauptstadt Bayerns. Im Alter von über 30 Jahren, ohne klare Perspektiven und ohne eine Existenz sichernde Beschäftigung, entdeckte er eine verschütten geglaubtes Talent, das er während des Krieges an den Nagel gehängt hatte und schrieb sich an der Kunstakademie München für die Kurse bei Professor Hans Wimmer ein. Er wird in kurzer Zeit zu einem Musterschüler des angesehenen deutschen Bildhauers. Gründlich das Gießverfahren in Bronze mit verlorener Form erlernend, gründet er im Jahre 1963 sein eigenes Atelier, einschließlich einer Gießwerkstatt, in der Nähe von München, in der Gemeinde Höhenkirchen – Siegertsbrunn, wo er neben eigenen Arbeiten auch die von anderen Berufsgenossen goß, die künstlerisch und praktisch weniger begabt waren. Somit gelang es ihm sich den Lebensunterhalt für ein auskömmliches Dasein bis ins Alter hinein zu verdienen. Die Werkstatt „ist eher eine eigenartige Abgrenzung der künstlerischen Etappen, zerstreut in konkrete Beweise des künstlerischen Schaffens, so wie die Arbeit des Künstlers selbst den Eindruck einer leichsinnigen Vergeudung vermittelt. Aber der Vorschein deckt ein Geheimnis auf und zwar den Aufruf, das Innere des Praktischen, das von der Idee zur Faktizität der Plastik führt, zu durchdringen.“ (in Observator Nr. 3 April- Juli 1989, Bloc-Notes, Titu Popescu, „Sculptura la ea acasa“); die Werkstatt war der Mittelpunkt seines Lebens bis in seine letzten Tagen hin.

Wir fanden uns schon beim ersten Treffen gegenseitig sympathisch, das war, wenn ich mich nicht irre, eine Zusammenkunft der Organisation „Apozitia“, dessen Gründungsmitglied er schon ab den ersten Sitzungen, die im Hause der Familie Dumitru stattfanden, war.
Damals beeindruckte mich das rege Interesse des Bildhauers, Mitglied der erlesenen Gruppe 'Neue Münchener Secession' und Präsidenten des Vereines der Rumänen des Südostens Deutschlands, für das kulturelle Leben der Rumänen in München, und allgemeine rumänische Themen. Später beeindruckte mich in stärkstem Maße sein künstlerisches Konzept, klar, standhaft, in einer Künstlerwelt in der täglich der Dilettantismus vorherrschte, das sinnlose und unrelevante Experimentieren, der Kitsch, das kurzlebige Event meist schlechten Geschmacks, das aus dem Unverständnis des transzendentalen Quantums hervorgieng, geschweige denn das Nichtvorhandensein künstlerischer Fähigkeiten, von Ausbildung ,wenn Sie so wollen, ohne die Kunst nicht möglich ist, sondern nur bloße Hochstaplerei, ein Schwindel und ein Zualitätsmißbrauch, welcher auch durch das Fehlen von gutem Geschmack, der Sichtweite, der Kenntnisse des Betrachters, des Kunstsachverständigen, des Mäzen, zustande kam.

Ich zitierte in einem Interviewbericht (Observator, Jahr IV, Nr. 1/10, Januar –März 1991) die Antwort Alexanders auf meine Frage, wie er folgende Werke aus Sicht ihrer kunstgeschichtlichen Bedeutung einschätzen würde „Drumul Crucii (Kreuzweg)“ in der Kirche Heiliger Martin in Märing/ Ingolstadt, das Porträt des Mihai Eminescu, das in München und Odessa öffentlich ausgestellt wurde, der Park Christoph-von-Glück, die Büsten der Fürstin Ileana, des Bischoffs Valerian Trifa, des George Angelescu, des Gheorghe Zamfir, des Dionisie Ghermani, des George Cioranescu, die Plastiken Zoomorph, Cai (Pferde), Păsări (Vögel), die sich auf der Schoppenhauerstraße und im Park der Schriftsteller in Odessa befinden:

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"Sicherlich, durch die Thematik überschreitet das Werk „Drumul Crucii“ aus Ingolstadt, die kulturellen Dimensionen und dringt in die metaphysische transzendentale Sphäre der Christenheit ein, die eigentlich die höchste Stufe des Geistigen darstellt. Zusätzlich besitzt dieses Werk eine erzieherische Wirkung, es übermittelt an die gegenwärtigen und zukünftigen Generationen eine hochmoralische Botschaft indem sie das Leiden und Opfer des Menschen und Sohnes Gottes zur Errettung vom Tode thematisiert. Die Büste Eminescus folgt dann unmittelbar der ‚Schöpfung’ von Ingolstadt in der Wertskala. Für mich jedoch, betrachtet aus dem Sichtwinkel des Schwierigkeitsgrades der Kreation, als Künstler und im Bereich der weltlichen Thematik, stellt diese Skulptur die Krönung meiner bisherigen Tätigkeit dar“.

Ähnlich äußerte sich auch Titu Popescu (in Bloc-Notes „Sculptura la ea acasă) bezüglich der Sichtweise der künstlerischen Fähigkeiten und der Auffassung über die Kunst des Alexander Pană: „Alexandru Pană setzt eine persönliche Betonung auf den Bau der Formen. Er hebt in seinen Skulpturen nicht das Leben an sich hervor, sondern das Lebendige der vorgestellten Formen als eine Korrektur des Lebens selbst. Deshalb werden diejenigen Formen vorgezogen, die sich der Bewegung entziehen, die die Bewegung überwinden, indem sie diese in eine ausdrucksvolle Vollkommenheit in sich konzentriert. Aus diesem (Atelier)- Sichtweise heraus ist nachzuvollziehen, dass die nachempfundene Plastik die einzige Bedingung des technischen Erfolges ist. Die Körper, die das Ambiente ausmachen, beanspruchen durch ihre Unterschiede den Verzicht auf Einheitlichkeit. Sie besitzen einen tragischen Ausdruck etwa in den biblischen Basoreliefs, die in ihrer angespannten Unveränderlichkeit eine Verdammung durchleben, aus welcher sich die zukünftigen Siege ergeben werden. Daneben bringen die statuenhaften Büsten und Körper ein prägnantes erhabenes Unheil zum Ausdruck, als ob sie Teil derjenigen angekündigten Welt seien, der vorher erwähnten Leiden. […]

Für Alexandru Pană liegt die Voraussetzung des Erfolges im konkreten Gespür für künstlerische Wahrheit, die aus einem Komplex an Formen und Volumen besteht, welche, wie in der Musik, danach streben, sich in eine perfekte Harmonie aufzulösen. Der Mensch als solcher hat in sich nicht nur den Zustand sondern auch die Mittel, zur künstlerischen Wahrheit der Bildhauerharmonie zu gelangen. Der tragische Expressionismus des Basoreliefs steht neben dem harmonischen Dasein des Menschen, als göttlicher Zustand verstanden, wiedergegeben durch die Vollkommenheit, welche der Künstler hervorhebt. […] Ich habe ihn gefragt wodurch er sich der rumänischen Spiritualität zugehörig zu sein glaubt, und ich habe eine Antwort wie aus einer ’Schöpfungswerkstatt’ erhalten:

platz-h"...durch die Verfeinerung der Mittelmeersinnlichkeit, aber auch durch die Beharrlichkeit dieser Sinnlichkeit, durch die Vergeistigung der Liebe, durch das Vertrauen an die Magie der einfachen Gesten, durch die Opferbereitschaft der Arbeit gegenüber – eine seelische Ausdrucksform der schaffenden Sinnlichkeit und eine Form des produktiven Tonus’. Hinzu kommt noch die Ergänzung der Emotionalität durch einen praktischen Rationalismus, sichtbar in der klaren Einschätzung der Rolle des Handwerks, wobei die Kunst das veredelte, vergeistigte Ergebnis bestimmter angemessener Techniken ist, die eine fortdauernde Wiederbelebung der Ausführung in der überlegenen Perspektive der Vollendung enthalten."

Wir, die wir in München leben, sehen uns in der glücklichen Lage, daß von dem verstreuten Werk des Alexandru Pană, in unmittelbarer Nähe sowohl die Büste Eminescus, als auch in Ingolstadt im Kreuzgang, und in Rosenheim (Stadthalle) , wo die Porträts der Musiker George Angelescu und Mihai Zamfir ausgestellt sind, existieren. Die Porträts von Dionisie Ghermani und Alexandru Cioranescu befinden sich in privaten Sammlungen, desgleichen die Porträts der Prinzessin Ileana, des Episkops Valerian Trifa und weitere Arbeiten. Eine der zahlreichen Pferdedarstellungen, die Alexandru mit einem besonderen Talent und der Fähigkeit die Formen dieses schönen Erdenwesens zu verfeinern, dargestellt hat, befindet sich im kanadischen Münzmuseum. Leider entzieht sich meiner Kenntnis was mit weiteren Arbeiten, Basoreliefs, Plastiken in Lebensgrö ße etc. nach seinem Tod geschehen ist,…

Radu Bărbulescu